Epilepsiechirurgie

Das Innsbrucker Epilepsiechirurgische Programm (INES)

Das Innsbrucker epilepsiechirurgische Programm wurde 1999 als gemeinsames Projekt der Universitätskliniken für Neurochirurgie und Neurologie begonnen. In diesem Programm wurden bislang >300 Patienten nach internationalen Standards abgeklärt und operiert. Die Abklärung von Patienten, die möglicherweise für einen epilepsiechirurgischen Eingriff in Frage kommen, wird dabei gemeinsam mit der Epilepsiemonitoring-Einheit der Universitätsklinik für Neurologie und den Universitätskliniken für Neuroradiologie und Nuklearmedizin durchgeführt.

Prinzipien der Epilepsiechirurgie

Epilepsie ist eine häufige Erkrankung. Sie betrifft 4 bis 10 von 1000 Menschen. Jedes Jahr erkranken 50 bis 100 Menschen/100000 neu. Bei den meisten Patienten können die epileptischen Anfälle durch die Einnahme von Medikamenten zufriedenstellend kontrolliert werden.  Etwa 20-30% aller Patienten mit Epilepsie werden trotz bester medikamentöser Therapie nicht anfallsfrei. Diese medikamentös schwer oder nicht behandelbaren („therapierefraktären“) Patienten sind Kandidaten für eine chirurgische Behandlung der Epilepsie. Eine zweite Patientengruppe, die von einer Operation unter epilepsiechirurgischen Gesichtspunkten profitiert,  ist jene, deren Anfälle zwar medikamentös gut kontrolliert sind, deren Befunde aber nahelegen, dass sie mit einem chirurgischen Eingriff geheilt werden können. Dazu gehören z.B. Patienten mit gutartigen Tumoren oder mit Gefäßfehlbildungen (Cavernome und Angiome) des Gehirns.

Ziel der Epilepsiechirurgie ist, die Stelle des Gehirns zu identifizieren, an der die Anfälle entstehen (das „epileptogene Areal“), und diese Stelle ohne Schaden zu entfernen. Um diese Stelle ausfindig zu machen, ist eine ausführliche Diagnostik notwendig, die neben der klinischen Untersuchung die Aufzeichnung eines VideoEEGs, neuropsychologische Untersuchungen und verschiedenste bildgebende Untersuchungen umfasst. Bei einzelnen Patienten ist die vorübergehende Implantation von Elektroden ins Gehirn notwendig, um das epileptogene Areal besser zu charakterisieren.

Deuten alle gesammelten Informationen darauf hin, dass die Anfälle von einer Stelle ausgehen, und ist gesichert, dass diese Stelle ohne Schaden entfernt werden kann, wird dieses Hirnareal chirurgisch entfernt. Dabei kommen alle Methoden zum Einsatz, die moderne Neurochirurgie bietet (siehe andere Stellen dieser Homepage). Die Operation wird auf die spezielle Situation des einzelnen Patienten zugeschnitten sind (sog. „tailored resection“) und ist darauf ausgerichtet, die anfallsverursachende Läsion minimal-invasiv zu entfernen und die Netzwerke, in denen sich die Anfälle ausbreiten, zu unterbrechen. Patienten, bei denen das epileptogene Areal nicht derart entfernt werden kann, profitieren unter Umständen von einem stimulierenden Verfahren wie der Vagusnervstimulation oder der dauerhaften Stimulation tiefer Hirnstrukturen mit Elektroden.