Degenerative Lumbale Spinalkanalstenose

Einleitung

Die lumbale Spinalkanalstenose oder Eingengung des Kanals im Bereich der Lendenwirbelsäule (LWS) stellt mit zunehmendem Alter der Patienten eine Herausforderung für den behandelten Neurochirurgen dar. Wird bei Patienten über dem 60. Lebensjahr eine Magnetresonanztomographie der Lendenwirbelsäule durchgeführt, so kann laut aktuellen Studien in 20% der Fälle eine degenerative Einengung des Nervenkanals radiologisch diagnostiziert werden. Somit wird ersichtlich, dass die lumbale Spinalkanalstenose eine Erkrankung des fortgeschrittenen Alters ist, die in erster Linie zu krampfartigen Schmerzen in den unteren Extremitäten bei längerer Gehstrecke führt. Ein Großteil der Patienten berichtet auch unter Gefühlsstörungen und in selteneren Fällen an muskulären Ausfallserscheinungen zu leiden. Um letztlich die Mobilität und Funktionalität älterer Menschen beibehalten zu können, stellt die chirurgische Therapie - nach erfolglosen konservativen Therapiemaßnahmen (ein multimodales Therapiekonzept bestehend aus Physiotherapie, medikamentöser Schmerztherapie) - die Behandlungsstrategie dar.

Ursachen

Als Spinalkanalstenose der Lendenwirbelsäule bezeichnet man eine umschriebene Einengung des Nervenkanals. Diese Einengung wird meist durch eine Kombination aus degenerativ vergrößerten Wirbelgelenken, verdickten Bandstrukturen sowie Bandscheibenvorwölbungen ausgelöst. Allen voran wird dies durch eine Bandscheibendegeneration ausgelöst, was zu einer subklinischen Segmentinstabilität mit begleitender Bandscheibenprotrusion führen kann. Folglich kann es zu einer Mehrbelastung der Wirbelgelenke mit knöchernen Anbauten und Verdickungen von segmentalen Bändern kommen.

Je nach angeborener Weite des Nervenkanals können bei einigen Patienten bereits minimale Einengungen zu Rückenschmerzen oder belastungsabhängigen Schmerzen in den Beinen (Claudicatio) führen. Je nach Durchmesser des Kanals wird eine relative Spinalkanalstenose (10–14 mm) von einer absoluten (< 10 mm) unterschieden. Neben zentralen Stenosen können auch einseitige Verengungen im Bereich der aus der Wirbelsäule abgehenden segmentalen Nerven auftreten (Recessusstenose), meist handelt es sich jedoch um eine Kombination von beiden Formen. Die am häufigsten betroffenen Wirbelsäulenabschnitte sind LWK3/4 und LWK4/5. Weiters können Frakturen, Tumore oder infektiöse Erkrankungen der Lendenwirbelsäule eine Einengung des Nervenkanals hervorrufen.

Diagnostik

Zur Diagnosestellung ist ein ausführliches Anamnesegespräch in unserer Ambulanz unerlässlich. Die Patienten beschreiben hier vorwiegend belastungsabhängige Schmerzen in den unteren Extremitäten, die bei Ruhe teilweise sistieren. Zusätzlich kann in einer adäquaten klinischen Untersuchung festgestellt werden, ob begleitende neurologische Ausfälle (muskuläre Lähmungen, Blasen-/Mastdarmfunktionsstörungen) auftreten, um so das weitere Therapieprocedere zu bestimmen.  

In der Allgemeinmedizinpraxis werden Röntgenaufnahmen oftmals als Erstdiagnostik angefertigt, diese geben uns jedoch nur Aussagen in Bezug auf die Differenzialdiagnostik, beispielsweise bei Frakturen, Tumoren und infektiösen Wirbelsäulenerkrankungen. Zusätzlich können seitliche Röntgenaufnahmen in Vor- und Rückwärtsbeugung ein kombiniertes Wirbelgleiten ausschließen. Dies ist vor allem für die Entscheidungsfindung des operativen Eingriffs wichtig, nachdem die Indikation zur chirurgischen Sanierung gestellt wurde.

Bestehen starke therapierefraktäre Beschwerden in den unteren Extremitäten, sollte eine Magnetresonanztomographie (MRT) der Lendenwirbelsäule durchgeführt werden. Auch eine computertomographische Darstellung (CT) kann die Nervenkanalverengungen der Lendenwirbelsäule ausreichend darstellen. In Abhängigkeit der Bildgebung wird das weitere Therapieprocedere bestimmt.

Therapie

Konservative Therapiemaßnahmen der Spinalkanalstenose setzen sich aus medikamentöser Schmerztherapie, physio- sowie manuell- therapeutischen Maßnahmen zusammen. Bei einem Großteil der Patienten können solche Therapiemaßnahmen die Schmerzen erträglicher machen.

Invasive Behandlungen können nach Versagen der konservativen Therapiemaßnahmen über sechs bis acht Wochen in Anspruch genommen werden. In erster Linie können Spinalkanalstenosen durch Infiltrationstherapien mit Kortison therapiert werden. Die Wirkung dieser Techniken ist jedoch nicht von langer Dauer, sodass mehrmals eine Infiltration durchgeführt werden müsste. In Zusammenschau des Durchschnittsalters der erkrankten Patienten, der Begleiterkrankungen und der darauf basierend erhöhten Komplikationsrate bei wiederholten infiltrativen Eingriffen kann die kausale Therapie im Sinne einer mikrochirurgischen Dekompression des Spinalkanals großzügig gestellt werden. Hierbei wird eine ein- oder beidseitige Fensterung des Nervenkanals mit Teilentfernung der verdickten Gelenksanbauten und Bandstrukturen in mikrochirurgischer Technik durchgeführt.

Behandlungserfolg

Die konservativen Therapien führen zu einer Besserung der belastungsabhängigen Schmerzen in den unteren Extremitäten.

Eine kausale und dauerhafte Therapie kann momentan nur durch die operative mikrochirurgische Dekompression erreicht werden. Diese operative Therapie zielt vorwiegend auf eine möglichst rasche Remobilisierung und schrittweise Wiederaufnahme aller Alltagsbelastungen ab.